6. Agiles Projektmanagement


Agiles Projektmanagement ist eine neue Form Projekte unbürokratisch und einfach durchzuführen. Sie findet mittlerweile nicht nur in der Software-Entwicklung immer weitere Verbreitung. Dieses Modul gibt Ihnen einen Überblick und zeigt auch die damit verbundenen Vorteile und Nachteile.

Was ist agiles Projektmanagement?

Im agilen Projektmanagement werden Projekte in kleine Abschnitte zerlegt. Diese Abschnitte, oft als "Zyklen" oder "Sprints" bezeichnet, können je nach Projektumfang einige Tage bis Wochen dauern. Für Ergebnisse dieser Abschnitte werden regelmäßig Rückmeldungen vom Kunden eingeholt.

Je nach Rückmeldung werden dann die nächsten Abschnitte kontinuierlich angepasst. Durch diese Vorgehensweise kann schnell auf Veränderungen reagiert werden und Fehlenwicklungen werden minimiert. Flache Hierachien, selbstorganiserte Teams und effiziente Kommunikation sind ebenfalls kennzeichnend für agiles Arbeiten.

Unterschiede zum konventionellen Projektmanagement

Im konventionellen Projektmanagement wird am Anfang das zu erstellende Produkt genau definiert (Pflichtenhefte, Spezifikationen, etc.). Das Produkt wird dann in aufeinander aufbauenden Schritten entwickelt ("Meilensteine"). Aufgrund dieses stufenförmigen Ablaufs spricht man auch vom Wasserfall- oder Kaskadenmodell.

Änderungen am Produkt oder Rückmeldungen vom Kunden sind während des Projektablaufs meist nicht vorgesehen. Vielmehr prüft der Kunde am Projektende, meist im Rahmen einer Abnahme, die am Anfang getroffenen Vorgaben. Ein Projektleiter, meist auch der Vorgesetzte im Team, ist für die Umsetzung verantwortlich.

Im agilen Projektmanagement werden am Anfang meist nur grundlegende Produkteigenschaften definiert. Man spricht auch vom MVP (engl. Minimum Viable Product = "minimal brauchbares Produkt"). Dieses MVP wird frühzeitig dem Kunden bereitgestellt, um möglichst schnell Rückmeldungen zu erhalten.

Je nach Rückmeldung werden dann die Produkteigeschaften in den nächsten Abschnitten kontinuierlich angepasst und wiederum zeitnah dem Kunden bereitgestellt (Continous Delivery). Diese Abschnitte, oft als "Zyklen" oder "Sprints" bezeichnet, sind kennzeichnend für agiles Arbeiten. Ein Projektmanager im agilen Team ist oft eher Moderator ohne Personalverantwortung.

Konventionell Agil
Projektstart genaue Produktspezifikation MVP ("minimal brauchbares Produkt")
Projektplanung feste Meilensteine dynamische Sprints/Zyklen
Projektablauf keine Änderungen
(Kaskadenmodell)
kont. Anpassung/Bereitstellung
(Continous Delivery)
Projektmanagemement Projektleiter
mit Personalverantwortung
Moderator oder Coach,
gleichberechtigt im Team
Projektende Abnahme nach Pflichtenheft Ergebnis als Folge dyn. Anpassung

Vor- und Nachteile

Vorteile von agilem Projektmanagment
  • Entwicklung kann sich besser auf Änderungen im Projektablauf einstellen.
  • Probleme werden rascher erkannt und schneller gelöst.
  • Bessere Kundeneinbindung und Benutzerorientierung.
  • Fehlenwicklungen werden minimiert.
  • Einfacherer Projektstart, da weniger definiert werden muss.

Nachteile von agilem Projektmanagment
  • Das Unternehmen muss flache Hierearchien, effiziente Kommunikation und schnelle Entscheidungen bereitstellen (im kleinen Startup oft leichter umsetzbar als im Großkonzern).
  • Hohe Anforderung an Eigenverantwortung und Selbstorganisation kann Mitarbeiter überfordern.
  • Alle Beteiligten (Kunde, Abteilungen) müssen zum agilen Arbeiten bereit sein.
  • Zu geringe Vorgaben am Anfang können den Projektanlauf verzögern.

Wichtige Begriffe

  • Agil: Lateinisch für beweglich, wendig, flink
  • Agile Manifesto: 2001 wurde von 17 erfahrenen Software-Entwicklern das Manifesto for Agile Software Development verabschiedet (kurz Agile Manifesto). Hier wurden erstmals die zentralen Werte und Leitsätze agiler Softwareentwicklung definiert.
  • Continous Delivery: Englisch für kontinuierliche Lieferung. Continous Delivery ist eine Methode der Software-Entwicklung, bei der Änderungen automatisch erstellt und getestet werden, um sie dem Kunden zeitnah bereitzustellen.
  • DevOps: DevOps ist eine Zusammensetzung aus den engl. Begriffen Development (Entwicklung) und IT Operations (IT-Betrieb). Methoden unter dem Überbegriff DevOps sollen die teils gegensätzlichen Zielsetzungen von Entwicklung (Weiterentwicklung) und IT-Betrieb (Stabilität) vereinen und dadurch die Qualitität verbessern. DevOps wird sehr oft in Kombination mit agiler Entwicklung verwendet.
  • MVP: Englische Abkürzung für Minimum Viable Product. Das "minimal brauchbare Produkt", das am Anfang des agilen Prozesses definiert wird.
  • Scrum: Scrum ist ein Vorgehensmodell des Projektmanagements, insbesondere zur agilen Software-Entwicklung. Scrum liefert dazu konkrete Vorgaben für Prozesse und Rollen. Zentrale Figur ist der Scrum Master. Dieser ist eine Art Moderator bzw. Coach. Er arbeitet mit dem Entwicklungsteam zusammen und kümmert sich um die Einhaltung der Scrum Regeln.
  • Sprints: Im agilen Projektmanagement werden Projekte in kleine Abschnitte zerlegt, die als "Zyklen" oder "Sprints" bezeichnet werden.


Tipp Icon Tipp » Agiles Projektmanagement eignet sich besonders gut, wenn während der Entwicklung auf geänderte Anforderungen reagiert werden muss. Sei es durch Kundenwünsche oder neue technische Entwicklungen.

Ein Beispiel: Die dynamische Entwicklung in der Software-Entwicklung fördert den Einsatz agiler Methoden. Ein Produkt, ursprünglich als Desktop Software geplant, wird am Ende als Smartphone App ausgeliefert. Während der Produktentwicklung hat sich herausgestellt, dass die späteren Benutzer mittlerweile über Firmenhandys verfügen. Die am Anfang definierten Funktionen der Software bleiben dabei weitgehend gleich (MVP). Die ausgelieferte Version hat sich im Laufe des agilen Prozesses an die geänderten Kundenwünsche angepasst.